Elektroautos: Lohnt sich der Umstieg?

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Elektroautos: Lohnt sich der Umstieg?

Elektromotoren gelten als Antriebsform der Zukunft – bereits jetzt ist jeder zweite neue Personenwagen in der Schweiz ein Elektro- oder Hybridauto. Ist das die Wende? Die wichtigsten Pro- und Contra-Argumente.
Elektroautos sind auf dem Vormarsch: Im Jahr 2022 wurden in der Schweiz erstmals 40’000 rein elektrisch betriebene Fahrzeuge neu zugelassen. Bereits jedes zweite neu zugelassene Fahrzeug war entweder Elektro- oder Hybridauto. Und 18% der Neuwagen waren reine Elektroautos.

Welches Auto hat die Nase vorn?

Ist das die Trend­wende, die Fachleute seit Langem erwarten? Lohnt sich der Umstieg nun für breitere Bevölkerungs­schichten? Welche Argumente sprechen für die Elektro­autos und in welchen Situationen haben die Benziner oder Diesel­wagen die Nase vorn? Hier finden Sie die wichtigsten Antworten im Wettstreit zwischen konventionellen Autos und Elektrofahrzeugen.

1. Stichwort Klimabilanz

Der Verkehr verursacht in der Schweiz etwa ein Drittel der inländischen CO2-Emissionen – und der Flugverkehr ist dabei noch nicht einmal berücksichtigt. Elektroautos hingegen stossen im Betrieb kein CO2 aus. Sind sie also generell klima­freundlicher? Gemäss aktuellen Studien ist das tatsächlich der Fall: Über die gesamte Lebens­dauer von der Produktion über die Betriebszeit bis zur Entsorgung ist die Klimabilanz von Elektro­autos mittlerweile klar besser, wie Studien des Paul-Scherrer-Instituts zeigen. Insbesondere in der Betriebs­phase punkten die Elektroautos, denn sie stossen keine Emissionen aus und belasten entsprechend das Klima weniger, insbesondere, wenn sie mit Ökostrom betrieben werden.

Ohnehin belastet der Strommix in der Schweiz das Klima weniger als in anderen Ländern: Laut Bundesamt für Energie stammen aktuell 62% des Stroms aus erneuerbarer Energie, zumeist Wasserkraft. Ausserdem ist der Wirkungsgrad bei Elektro­fahrzeugen massiv höher als bei Autos, die mit Benzin oder Diesel fahren. 

Beim Thema Klima haben die Elektrofahrzeuge also die Nase vorn: Es steht 1:0.

2. Stichwort Umweltbilanz

Beim Thema Umwelt müssen auch Faktoren wie Feinstaubbelastung oder Wasser­verschmutzung berücksichtigt werden. Bisher war dies das wichtigste Argument der Kritiker – denn bei Herstellung und Entsorgung von Elektroautos fällt im Vergleich zu Benzinern eine höhere Umwelt­belastung an, insbesondere wegen der energieaufwändigen Herstellung der Autobatterien.

Eine Studie des Paul-Scherrer-Instituts, welche das Bundesamt für Energie in einem Faktenblatt publiziert hat, zeigt auf, dass mittlerweile die Elektroautos dennoch in der Gesamt­umweltbilanz deutlich günstiger dastehen. Denn die Hersteller haben stark in eine umwelt­freundlichere Produktion investiert. Zwar belasten Herstellung und Entsorgung nach wie vor die Umwelt stärker als bei konventionellen Fahrzeugen, doch bei Berücksichtigung der Betriebsphase ergibt sich im Saldo eine deutlich günstigere Umweltbilanz.

Wie günstig die Umweltbilanz konkret ist, hängt stark vom Modell ab, so eine Untersuchung des Portals eco-auto.info, das vom VCS betrieben wird. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass sich die Energie­bilanz zwischen den Modellen deutlich unterscheiden kann. Autos mit kleineren Batterien belasten die Umwelt in geringerem Ausmass als jene mit grösseren Batterien. Unterm Strich empfiehlt auch eco-auto.info den Elektroantrieb, zumal sich die Umwelt­bilanz der Elektroautos weiter laufend verbessert. Die Hersteller investieren in das Recycling der Batterien und die EU plant CO2-Grenzwerte und Mindestanteile an Recycling-Material für neue Batterien. Grosse Chancen bietet auch die Weiterver­wendung funktionstüchtiger Batterien als stationäre Stromspeicher, etwa für Eigenheim­besitzer mit Solaranlagen. Im Gegensatz dazu werden in der Erdöl­förderung vermehrt unkonventionelle Ressourcen wie Ölsand und Fracking-Öl erschlossen, so wird die Förderung fossiler Treibstoffe noch umweltbelastender. 

Fazit: Beim dominierenden Thema der Umweltbilanz geht der Punkt dank der neuesten Entwicklungen an die Elektro­fahrzeuge. Somit steht es im Wettkampf nun 2:0.

3. Stichwort Lärm

Das fehlende Motorengeräusch ist das grosse «Aha-Erlebnis» bei der ersten Fahrt mit einem Elektroauto. Heisst das, das in einer Welt der Elektro­mobilität Menschen an vielbefahrenen Strassen besser schlafen und die Lebensqualität in den Städten steigen würde? Jein – denn nur bei niedrigen Geschwindigkeiten bis 20 km/h sind Elektroautos wirklich leiser als konventionelle Fahrzeuge. Bei höherem Tempo wird das Reifengeräusch viel relevanter als das Motorgeräusch.

Fazit: Keine Antriebsform bekommt einen Punkt – es steht nach wie vor 2:0. 

4. Stichwort Flexibilität

Was ist einfacher – einen Benziner zu tanken oder ein Elektroauto zu laden? In der Anfangszeit der Elektro­mobilität gab es auf diese Frage eine klare Antwort: Die Benziner überzeugten mit ihrem seit Jahrzehnten gewachsenen Tank­stellennetz. Doch in den vergangenen Jahren hat sich punkto Lademöglichkeiten viel getan: Aktuell gibt es bereits mehr als 9’000 Lade­stationen für Elektroautos in der Schweiz. Und es kommen ständig neue dazu. In einigen Kantonen bestehen zudem Förderprogramme bei Installation oder Erschliessung einer Ladeinfrastruktur. 

Mit Z Volt – der LadeApp von Zurich – haben die Nutzerinnen und Nutzer Zugriff auf zahlreiche Ladestationen in der Schweiz und Europa. An den Stationen der Zurich-Partner evpass und GOFAST kann das Elektroauto sogar schweizweit zum Einheitspreis geladen werden, egal, ob man schnell oder normal lädt. Dieses Angebot gilt für insgesamt ca. 2’300 Ladestationen in der Schweiz. Es steht nicht nur Zurich-Kundinnen und -Kunden offen, sondern alle Besitzer von E-Autos können profitieren. An den Schnell­ladestationen dauert das Strom­tanken nicht mehr viel länger als im Restaurant einen Espresso zu trinken. Und besonders bequem ist es natürlich, das Auto einfach daheim über Nacht zu laden. Allerdings haben aktuell nur wenige diese Möglichkeit, nämlich diejenigen mit eigener Wallbox in der Garage. Deshalb bietet insgesamt das konventionelle Tanken noch mehr Flexibilität: Der Spielstand ist 2:1. 

5. Stichwort Reichweite

Mit einer Tankfüllung von Zürich nach Köln, von Genf nach Paris, von Lugano nach Florenz – mit benzin- oder dieselbetriebenen Autos ist das normalerweise kein Problem, sie haben in der Regel auf Fern­strecken Reichweiten ab 500 Kilometer. Für Elektroautos hingegen wurde der Begriff der «Reichweitenangst» geprägt. Wie weit man mit einem Elektrofahrzeug kommt, hängt unter anderem von Fahrweise, Beladung und Aussen­temperatur ab. Die bei Autotests erzielten Reichweiten sind dabei oft deutlich niedriger als die vom Hersteller angegebenen Werte unter Ideal­bedingungen. Wer nicht regelmässig auf langen Strecken unterwegs ist, dem können diese Fragen relativ egal sein. Schliesslich legt die meisten Lenkerinnen und Lenker selten mehr als 50 Kilometer pro Tag zurück. Ausserdem tut sich einiges punkto Reichweite, das immer dichtere Netz an Schnell­ladestationen und die stark verbesserte Ladegeschwindigkeit entschärfen die Problematik. Voraussichtlich werden sich die Ladezeiten weiter verkürzen. Kurzum: Wer in der Schweiz vor allem kurze Strecken fährt, der erlebt mit einem Elektroauto auch punkto Reichweite kaum Einschränkungen. Nur bei Ferienreisen müsste er ein, zweimal im Jahr besser im Voraus seine Ladepausen planen.

Gleichwohl: Noch geht dieser Punkt an Benziner und Dieselfahrzeuge – 2:2 für die Benziner- und Dieselfahrzeuge.

6. Stichwort Kosten

«Ein Elektroauto ist mir zu teuer», dieses Argument hört man nach wie vor häufig. Doch sind Elektro­fahrzeuge tatsächlich teurer als ein klassischer Benziner oder Diesel? Darauf lässt sich keine pauschale Antwort geben: Die Anschaffungs­­kosten für Elektroautos sind meist noch höher, gleichen sich aber tendenziell denen der konventionellen Fahrzeuge an. Es gibt viele Einfluss­faktoren auf die Kosten, beispielsweise werden in gewissen Kantonen Steuervorteile oder sogar Förderbeiträge gewährt. Bei Zurich fördern wir Elektrofahrzeuge mit einem Öko-Bonus von bis zu 20% Ermässigung auf die Prämie. Bei den Strompreisen kann es je nach Region enorme Unterschiede geben, in der Regel fallen die Energiekosten beim E-Auto jedoch tiefer aus. Die Wartungs­kosten sind bei Elektro­fahrzeugen klar tiefer als bei Verbrennern, die Reparaturkosten hingegen könnten zumindest in den kommenden Jahren noch höher sein. Auch das Nutzungsverhalten sowie der Wieder­verkaufswert spielen selbstverständlich eine Rolle. 

Fazit: Die Situation ist so individuell, dass momentan kein Punkt vergeben werden kann, wenngleich voraussichtlich die Elektromobilität günstiger werden wird: Der Spielstand bleibt 2:2.

7. Zukunftspotenzial

Die Frage, welche Antriebsform mehr Zukunfts­potenzial hat, lässt sich eindeutig beantworten: Hier sind die Elektro­fahrzeuge klar im Vorteil. Für Firmenflotten etwa, die einen relevanten Anteil am Neuwagen­geschäft haben, wird es zunehmend zum «Hygienefaktor», Elektrofahrzeuge anzuschaffen. Die EU hat beschlossen, dass ab 2035 nur noch Fahrzeuge ohne CO2-Ausstoss neu zugelassen werden dürfen. Auch dies ist ein Signal, dass die Ära der konventionell angetriebenen Autos sich ihrem Ende zuneigt. Deshalb geht der Punkt eindeutig an die Elektrofahrzeuge.

Endergebnis: Vorteil für die Elektroautos mit 3:2. 

Prognose: Die Wende ist nah – oder schon da

Die kleinräumige Schweiz ist prädestiniert für Elektromobilität. Schon heute ist fast jedes fünfte neuzu­gelassene Fahrzeug ein reines Elektroauto, es ist also mittlerweile auch für Durchschnitts­lenkerinnen und Durchschnitts­lenker eine gute Alternative zu konventionellen Fahrzeugen. Gleichwohl wird es noch etwas dauern, bis Elektroautos einen bedeutenden Anteil im Strassen­+-verkehr erreicht haben – denn im Schnitt dauert es 20 Jahre, bis sich der gesamte Bestand einmal erneuert hat.

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