Frau und Vorsorge: So holen Sie mehr aus Ihren Ersparnissen heraus

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Frau und Vorsorge: So holen Sie mehr aus Ihren Ersparnissen heraus

Frauen haben häufiger Lücken in der Vorsorge als Männer und damit ein höheres Risiko für finanzielle Engpässe im Alter, wie eine neue Studie des Forschungs­instituts Sotomo zeigt. Was Sie beachten müssen, damit Ihnen das nicht passiert. Und warum es kein Nachteil sein muss, sondern vielmehr ein Vorteil ist, dass Frauen im Gegensatz zu Männern oft denken, dass sie nicht viel über Finanzen wissen.

Mutterglück, eine tolle Reise während eines Sabbaticals oder eine spannende Weiterbildung: Es gibt viele gute Gründe, das Arbeits­pensum zeitweise oder längerfristig zu reduzieren. Was viele dabei vergessen: Weniger Lohn bedeutet auch tiefere monatliche Einzahlungen in die Vorsorge. Die Folgen davon zeigen sich oft erst Jahrzehnte später. Im schlimmsten Fall drohen mit dem Wegfall des Erwerbs­einkommens im Ruhestand finanzielle Engpässe. 

Als Frau ist es besonders wichtig, dass Sie sich bereits heute mit Ihrer Karriere-, Familien- und Finanzplanung auseinandersetzen. Denn vor allem Frauen mit Kindern sind laut der Studie «Frauen und Vorsorge – mehr Wissen für gleiche Chancen» im Auftrag von Zurich Schweiz und dem Verein Geschlechter­gerechter deutlich häufiger von Beitrags­lücken in der Vorsorge betroffen als Männer (siehe Abb 1). Mit diesen Tipps verfügen Sie über das Know-how, um die für Sie richtigen Entscheidungen zu treffen: 

Legen Sie klug an und nutzen Sie die Zeit

Das Schweizer Vorsorge­system besteht aus drei Säulen. Die monatlichen Ein­zahlungen in die AHV (1. Säule) und die Pensionskasse (2. Säule) erfolgen automatisch und obligatorisch über Ihren Lohn, finanziert von Ihnen und Ihrem Arbeitgeber. Die dritte Säule hingegen liegt voll und ganz in Ihren Händen. 

Wichtig ist zuerst, dass Sie die freiwillige Überweisung von jährlich maximal CHF 7’056 in die dritte Säule jedes Jahr tätigen – auch wenn Sie auf etwas anderes verzichten müssen. Zweitens ist wichtig, dass Sie dabei den richtigen Investitions­entscheid treffen. Wie die Studie zeigt, gibt es hier Unterschiede zwischen Frauen und Männern. 48% der Männer legen ihre privaten Ersparnisse rendite­orientiert an – in Fonds oder Aktien. Bei den Frauen hingegen sind es nur 32% (siehe Abb. 3). 

Die meisten Frauen dürften ihr Guthaben in der dritten Säule also auf ein 3a-Sparkonto angelegt haben. Ihr Geld dort ist im Gegensatz zu Aktien keinen regel­mässigen Wert­schwankungen ausgesetzt. Da es in den letzten Jahren aber kaum Zinsen gab und sich das Geld derzeit wegen der rekordhohen Inflation schnell entwertet, verliert ein Sparkonto derzeit allerdings kontinuierlich an Wert. 

Anders sieht es bei den Aktien aus: Auch wenn der Wert der Aktien teilweise stark schwanken kann und es zwischendurch zu Krisen kommt ­ über eine Dauer von rund zehn oder mehr Jahren haben Aktien in den allermeisten Phasen deutlich besser rentiert als andere Anlageklassen. Daher: Je länger es noch dauert, bis Sie pensioniert werden, desto mehr Aktienanteil sollte Ihr 3a oder 3b-Vermögen aufweisen. 

Unterschätzen Sie sich nicht

Dafür, dass mehr Frauen ihre 3a-Gelder in ein Sparkonto und keinen Aktienfonds einzahlen, gibt es laut der Studie zwei Gründe. Erstens geben Frauen an, zu wenig Erspartes auf der Seite zu haben. Rund jede dritte Frau legt ihre Ersparnisse nicht rendite­orientiert an, weil diese zu klein seien. Bei den Männern sind es mit rund einem Viertel weniger (siehe Abb. «Was hält davon ab, anzulegen»). Im ersten Tipp haben Sie aber bereits gelernt, dass nicht die Höhe der Ersparnisse entscheidend dafür ist, wie Sie Ihr Geld anlegen sollten, sondern die Dauer. Gerade weil Ihre Ersparnisse allenfalls gering sind, sollten Sie die Chancen des Aktien­marktes nutzen. Vorausgesetzt, Sie verfügen über einen ausreichend langen Zeithorizont. 

Zweitens geben Frauen deutlich häufiger als Männer an, dass ihnen das notwendige Anlage­wissen fehle. Entscheidend ist hier allerdings, dass die Studie nicht das tatsächliche Wissen der Frauen abfragt, sondern die Selbsteinschätzung dieses Wissens. Dass viele Frauen ihre Kompetenzen geringer einschätzen als die Männer, heisst also noch lange nicht, dass sie tatsächlich weniger können. In Bezug auf Finanzen ist möglicherweise gar das Gegenteil der Fall: Eine gute Mischung aus Kompetenz und Vorsicht ist eine hervorragende Grundlage, um das eigene Geld klug anzulegen. Ein Hang zur Selbstüberschätzung hingegen ist eine schlechte Grundlage. 

Und sollte es Ihnen tatsächlich an Wissen mangeln: Unzählige Ratgeber-Bücher, Blogs und Videos vermitteln kompakt und unterhaltsam das nötige Know-how.  

Regeln Sie die Vorsorge zusammen mit dem Lebenspartner

Doch warum ist es so, dass Frauen heute öfter als Männer mit einer Lücke in der Vorsorge konfrontiert sind? Der Hauptgrund liegt in den unterschiedlichen Erwerbs­biografien, wie die Studie des renommierten Forschung­sinstituts Sotomo zeigt. Nach wie vor reduzieren oder unterbrechen viele Frauen ihre Erwerbstätigkeit mit der Geburt eines Kindes, während sich bei den Männern die Vaterschaft weniger häufig auf das Erwerbsleben auswirkt. 

So sagen zwei Drittel der Frauen mit Kindern, dass sie aktuell allein mit ihrem Einkommen nicht auf eigenen Beinen stehen könnten. Bei den Männern und Frauen ohne Kinder sind es hingegen nur rund ein Fünftel (siehe Abb. 2). 

Das tendenziell tiefere Einkommen der Frauen hat Folgen: Sie zahlen weniger in die obligatorische Vorsorge (1. Säule und 2. Säule) ein und können auch privat weniger sparen. Zum Zeitpunkt der Pensionierung haben Frauen also weniger Vorsorge­vermögen aufgebaut als Männer. So geben 40% der Frauen an, Lücken in den Beitragszahlungen zu haben. Bei den Männern sind es 30%. Die Studie zeigt auch, dass Frauen das Risiko zu unterschätzen scheinen, was Beitrags­lücken für die eigene finanzielle Situation im Alter mit sich bringen. 

Doch diese Probleme vieler Frauen von heute müssen nicht Ihre künftigen Sorgen sein:  Treffen Sie zusammen mit dem Lebenspartner gute Entscheidungen und Regelungen, haben Sie besser vorgesorgt. Denn Vorsorgelücken werden vor allem dann zum Problem, wenn sich Partnerschaften auflösen. 

Für Ehepaare und eingetragene Partnerschaften sieht das Gesetz im Falle einer Scheidung respektive einer Auflösung der Partnerschaft vor, dass die während der Ehe gesparten Altersguthaben geteilt werden. Dies bedeutet, dass allfällige Lücken beide Personen betreffen und dadurch jeweils kleiner ausfallen. 

Wer im Konkubinat lebt, kann auf freiwilliger Basis die gleiche Regelung treffen. Wichtig ist, dass die entsprechende Abmachung schriftlich und verbindlich festgehalten wird.

Schliesslich sind die typischen Erwerbs­biografien auch nicht in Stein gemeisselt: Viele Frauen verfügen heute über eine mindestens so gute Ausbildung wie die Partner. Reduzieren beide nach der Geburt eines Kindes das Arbeitspensum im gleichen Ausmass, sparen auch beide weiterhin ausgeglichen für die Vorsorge. 

Lücken lassen sich schliessen

Kommt es in Ihrem Erwerbsleben dennoch zu einer Lücke in der Vorsorge, ist noch keine Panik angesagt. Denn Lücken lassen sich auf unterschiedliche Weise auch wieder schliessen. Möglich ist dies über die private Vorsorge – das freiwillige Sparen. Dazu gehören wie bereits erwähnt Einzahlungen in die Säule 3a, auf ein Wert­schriftenkonto oder freiwillige Einkäufe in die berufliche Vorsorge. Aber auch Lebens­versicherungen, Immobilien und sonstige Anlagen wie zum Beispiel Aktien tragen dazu bei, finanzielle Engpässe im Alter abzufedern. 

Natürlich steht in gewissen Lebensphasen das Geld für solche Investitionen nicht zur Verfügung. Die Geburt eines Kindes oder eine längere Weiterbildung können das persönliche Budget stark belasten. 

Hier allerdings schliesst sich der Kreis der ganzen Thematik: Wenn Sie sich früh mit Ihrer Karriere-, Familien- und Finanz­planung auseinander­setzen, Sie sich zutrauen, was Sie tatsächlich können und Sie sich das nötige Wissen aneignen, dann können Sie Ihr Erwerbs­leben bewusst planen und Phasen einplanen, in denen Sie zusätzlich für ein gutes Leben im Alter sparen. 

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